Dienstag, 11. Mai 2010

Was suchten die Osmanen auf dem Balkan?



Was suchten die Osmanen auf den Balkan? Betrieben die Osmanen eine machtpolitische Expansion oder war der Islam der hauptsächliche Grund für die östliche Expansion?

Wenn die Osmanen mit ihrer Expansion hauptsächlich die Verbreitung des Islams als Ziel hätten dann würde dies heissen, dass man die balkanischen Völker mit Gewalt zum Islam bekeherte. Aber widerspricht das nicht den islamischen Wertesystem? Wie kann Islam als Religion des Friedens bezeichnet werden, wenn sie doch mit dem Schwert verbreitet wurde?


Im Koran steht: لآ إِكۡرَاهَ فِی ٱلدِّينِ‎
Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden gegenüber dem unrichtigen.” [Al-Qur’an 2:256]
Dem Koranvers zufolge ist es im Islam nicht erlaubt eine andere Person gegen ihren Willen zu islamisieren. Also kann man sagen, dass die Osmanen aus machtpolitischen Gründen expandierten und den Aspekt der Religion in erster Linie nicht vertraten. Die Religion kam mit der Zeit ins Land und in die Herzen der Menschen, so schreibt es zumindest der Historiker Andras Riedlmayer:

"Viele Bosnier wendeten sich (sowohl aus spirituellen als auch aus sozialen Gründen) von den schwachen und schlecht organisierten christlichen Kirchen ab und nahmen den siegreichen Glauben der islamischen Eroberer an. Die Ausdehnung des Islam wurde von muslimischen Wanderpredigern unterstützt. Diese lehrten eine ziemlich weltoffene und integrative Form des Islam, die es den Bosniern erlaubte, ihre alten Traditionen an den neuen Glauben anzupassen. Die osmanischen Sultane und ihre Statthalter verschönerten Bosniens Städte mit prächtigen Moscheen und gründeten religiöse Stiftungen, die Schulen, islamische Seminare, Bibliotheken, Waisenheime, Volksküchen und Armenhäuser unterstützten."

Aber war das auch wirklich so der Fall oder war es nur in Bosnien der Fall ,dass die Bevölkerung sich den islamischen Eroberern nähert?

In der Geschichtswissenschaft wird immer gesagt ,dass es keine endgültige Wahrheit gibt, denn Geschichte wird geschrieben und wir ziehen unser ganzes Wissen letztendlich aus paar Quellen und paar archäologischen Funden und reimen uns den Rest zusammen. "Naja oder sowas in der Art"

Ich freue mich aber schon auf die anderen Blogs meiner Kursmitglieder.

Schönes Wochenende euch allen.

Ouafaa

6 Kommentare:

  1. schön, dass du den koran zitierst.
    das eröffnet ein sehr schönes thema: das thema der zitate - vor allem zitate aus büchern, die von einer bestimmten menschengruppe als heilig betrachtet werden.

    ich möchte eigentlich nur meine persönliche erfahrung mit zitaten aus solchen quellen mitteilen, die aus dem kontext herausgenommen werden (oder sogar wenn sie auch im kontext sind!): da bin ich sehr vorsichtig.
    denn in den büchern steht's manchmal eins, wird aber von den menschen dann ganz anders gemacht. oder wenigstens anders interpretiert.
    und das gilt nicht nur für den koran sondern auch für die Bibel usw.

    das geschriebene wort steht für sich selber.
    die interpretation ist eine ganz andere sache.
    und die praktische umsetzung des geschriebenen - eine dritte.

    die wahrheit(?) steckt irgendwo dazwischen..

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  2. woher hast du eigentlich das bild zu diesem beitrag? was für einen menschen ist da abgebildet?

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  3. ja das habe ich mir auch gedacht, also wer sagt eigentlich ,dass die Osmanen sich auf den Koran berufen? Vielleicht war es garnicht ihr Ziel die islamischen Intressen zuvertreten sondern verfolgten nur ihr eignes Ziel. Warum verbinden wir Osmanen sofort mit Islam?

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  4. hmmm...ist eigentlich eine interessante frage, die du stellst. warum verbinden viele die osmanen sofort mit dem islam?

    stereotypen? geschichte?

    das könnten wir als einen zweiten "poll" nach "gehört die türkei zum balkan?" starten.. :)
    oder als erster schritt wahrscheinlich - um erstmal die these wirklich aufstellen zu können - "welche assoziationen kommen als erste in den sinn, wenn man "osmanen" erwähnt?" :)

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  5. Vielen Dank für diesen sehr schönen Beitrag!

    mich würde interessieren, dass der bild der selbst- und fremdwahrnehmung der Osmanen zu vertiefen! es gab doch irgendwie ein bild: wir muslimische Osmanen hier und ... die dort sind anders, sie sind Christen!

    und dann kommt eine wundersame ambivalenz ins bild: wie viele der frühen Sultane sind von christlichen müttern erzogen worden? das führt zu den eheschließungen mit Byzanz. Byzanz war Nachbar und Bündnispartner - das vertraute Fremde?

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  6. ach und noch was:

    "Warum verbinden wir die Osmanen sofort mit dem Islam?"

    super Frage! in all ihrer klaren naivität! Danke auch dafür!

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